Synagoge Rykestraße, Berlin

Synagoge Rykestraße, Berlin

Die Synagoge befindet sich in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg und zwar im Stadtteil Pankow, in der Ryke-Straße 53 und ist heute die größte in Deutschland.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Jüdische Gemeinde 270.000 Mitglieder, heute sind es etwa 12.000.

Geschichte:

Mit der Bau der Synagoge im "Neoromanischen Stil" wurde im Jahre 1903 begonnen und die Einweihung fand am Sonntag, den 4. September 1904, statt.

Da die jüdische Gemeinde in Berlin in diesen Jahren stark anwuchs, war es nötig geworden, außer der bereits vorhandenen "Neuen Synagoge", ein neues Gebäude zu errichten, um den Ansprüchen der jüdischen Bürger gerecht zu werden.

Nationalsozialismus:

Bis zum Beginn des Nationalsozialismus war der Bezirk Prenzlauer Berg das Zentrum jüdischen Glaubens und Lebens.
Da die Synagoge sich inmitten eines Blocks von Wohngebäuden befindet, wurde sie in der Pogromnacht nicht vollständig zerstört.
Durch die Nähe der angrenzenden Wohnhäuser, hatten es die Nationalsozialisten unterlassen, hier Feuer zu legen.
Es verbrannten einige Thorarollen und Möbel und viele Fenster wurden zerstört. Der damalige Rabbiner und viele männliche Gemeindemitglieder wurden verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht.
Der letzte Gottesdienst fand im April 1940 statt und wurde danach von der Heeresstandortverwaltung als Pferdestall und Depot missbraucht.
Die im Vorderhaus verbliebenen Schüler aller jüdischen Schulen, hatten noch bis zur Zwangsschließung am 30. Juni 1942 in verschiedenen Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde Unterricht.
Durch den NS-Terror kam das jüdische Leben zum Erliegen. Da jedoch nach wie vor ein großes Bedürfnis nach Glaubensausübung und jüdischen Veranstaltungen bestand, wurde diesem Verlangen so gut wie möglich Rechnung getragen. Die Grundschule wurde erweitert und eine neue Liturgie eingeführt.

Nachdem die Alliierten Deutschland vom NS-Regime befreit hatten, wurden Juden, die den Holocaust überlebt hatten, in der Synagoge untergebracht.
Zu dieser Zeit klang es wie ein gutes Omen, als das erste Paar am 29.Juli 1945 nach dem Holocaust wieder von einem Rabbiner in der Synagoge Rykestraße getraut wurde.

Zur Zeiten der DDR beauftragte der damalige Präsident der Jüdischen Gemeinde Heinz Galinski, im Jahre 1952 die Bauabteilung zu einer umfassenden Renovierung der Synagoge, da diese die einzige funktionierende Gebetsstätte im Ostteil von Berlin war.
Da die Regierung der DDR nicht über entsprechende finanzielle Reserven verfügte, wurden diese benötigten finanziellen Mittel und Bauteile von West-Berlin übernommen.
Die Synagoge in der Ryke-Straße war die einzige der kleinen jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin.
Nach einer umfangreichen Renovierung wurde die Synagoge am 30. August 1953 wieder geweiht.
Nach dem Mauerbau diente sie der Jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin als Synagoge und wurde zum zentralen Punkt jüdischen Glaubens in der DDR.

Nach der Wiedervereinigung fand am 12. September 2004 die Hundertjahrfeier der Synagoge Rykestraße statt.
Zu den Gästen zählten der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, der israelische Botschafter Schimon Stein und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit.
Nach mehreren Renovierungen und Umbauten wurde das sakrale Gebäude am 31. August 2007 aus Anlass der Jüdischen Kulturtage wieder eröffnet und neu geweiht.
Der Innenraum ist geprägt von großen, farbigen Glasfenstern und prächtigen Verzierungen.
Dadurch, dass sich die Synagoge innerhalb eines Hofes befindet, werden die Geräusche des in der Nähe befindlichen Straßenverkehrs erheblich gedämpft. Das Mittelschiff des Gotteshauses beeindruckt durch seine Weiträumigkeit und wird durch die gewaltigen Radleuchter noch unterstrichen.

An dieser Eröffnung nahmen auch die seinerzeitige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Frau Charlotte Knobloch und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble teil.
Der 94 jährige Rabbiner Leo Trepp, der schon in den 1930er Jahren in der Synagoge Rykestraße gepredigt hatte, war auch unter den Gästen.
Er sagte: Zitat:"Es ist ein Wunder, dass es wieder Juden in Deutschland gibt!" Zitat Ende.
Weiter betonte Trepp, dass auch die Synagoge in der Rykestraße , zwei Regime überlebt habe und somit ein Symbol dieses Wunders sei.

Die Jüdische Gemeinde Berlin hat zur Zeit etwa 12.000 Mitglieder. Von orthodox bis liberal werden am Schabbat Gottesdienste in insgesamt sechs Berliner Synagogen abgehalten.
Unter den unterschiedlichen Ausrichtungen gilt die Synagoge in der Ryke-Straße als liberal-konservativ und ist positiv in das jüdische Leben Berlins eingebunden.
Im Vorderhaus hat sich in der Vergangenheit das Ronald-Lauder-Lehr-Haus etabliert, mit der Aufgabe, jüdische Tradition an russischsprachige Juden zu vermitteln.
Seit der Wiedereröffnung der Gebetsstätte hat sich durch die positiv schnell gewachsene Gemeinde, die Synagoge als wichtiger Pfeiler für das Judentum der Gegenwart und Zukunft entwickelt.
Speziell die Synagoge Ryke-Straße hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.
Sie ist nicht nur Bethaus, sondern bietet auch Platz für 1.100 Gäste, die an Gottesdiensten, Veranstaltungen und Konzerten teilnehmen können. Erwähnenswert ist außerdem, dass eine Orgel eingebaut wurde.
Dieses wesentliche Merkmal ist ein Zeichen liberaler Synagogen im Unterschied orthodoxer Gotteshäuser.

Öffentliche Führungen durch die Synagoge sind täglich von 14:00 - 18:00 Uhr und sonntags von 11:00 - 16:00 Uhr möglich.
Auch zum Gottesdienst ist jedermann willkommen, allerdings wird erwartet, dass nach Manier der Synagogen-Touristen, nicht schon nach zehn Minuten die Synagoge wieder verlassen wird.
Männliche Besucher ohne Kopfbedeckung erhalten die Kippa. Weitere Bekleidungsvorschriften werden nicht verlangt, jedoch sollten weibliche Besucher keine Hosen tragen.

Schwerpunkte der Gegenwart:

Trotzdem die Sitzplätze in der Synagoge Ryke-Straße reduziert wurden, ist sie heute für die Gemeinde viel zu groß.
Das Bethaus ist mit dem bereits erwähnten renovierten Vorderhaus ein Zentrum jüdischen Lebens im Bereich der Synagoge und der Jüdischen Gemeinde Berlins geworden.
Die "Ronald Lauder-Stiftung", die hier nach dem Fall der Mauer ansässig geworden ist, hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen jüdische Werte und Traditionen zu vermitteln.

Veranstaltungen 2018:

In der Zeit vom 27.08.2018 - 06.09.2018 finden in der Synagoge Rykestraße die 29. Jüdischen Kulturtage statt.